MAAR HET WORDT NOG VEEL ERGER:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/67231Super-DRM-Architektur der Zukunft
Beim Digital Video Broadcasting Forum (DVB-Forum) wird an
einer Super-DRM-Architektur für die Zukunft gearbeitet. Die
sogenannte Copyright Protection Technical Working Group
(CPTWG) des Standardisierungsgremium tagte vergangene Woche
und diskutierte Einzelheiten des geplanten Content
Protection Copyright Management (CPCM) Standard, dessen
Referenzmodell sie in einem ersten Entwurf im November auch
auf einer registrierpflichtigen Webseite vorgelegt hat.
Einen Zeitplan zum Abschluss der Arbeiten gibt es noch nicht.
Nach Angaben der Electronic Frontier Foundation (EFF) soll
der Standard dem European Telecommunications Standards
Institute (ETSI) zur Verabschiedung vorgelegt werden. Damit
würde sich Europa, so die Einschätzung der EFF, ein
DRM-Regime geben, das die umstrittenen "US Broadcast
Flag"-Regelungen noch übertrifft. EFF warnt vor allem davor,
dass CPCM qua Regulierung umfassend durchgesetzt werden soll
und anders als das Broadcast Flag die Hardwarehersteller bindet.
Im über 100 Seiten umfassenden Entwurf der ersten beiden
Hauptstandarddokumente wird CPCM als System "zum Schutz von
Inhalten und Management von Kopien digitaler Inhalte"
beschrieben, die auf Endkundengeräte oder in Heimnetzwerke
übertragen werden. Erfasst werden sollen über Kabel,
Satellit und terrestrisch übertragene Rundfunkinhalte sowie
Internet-basierte Dienste, Mobildienste und, so wörtlich,
"anderes". Geschützt werden sollen Audio- und Videodaten und
damit verknüpfte Anwendungen sowie Daten - also praktisch
alle digitalen Inhalte und das auch an jedem denkbaren Ort,
sei es am heimischen PC oder auf Mobilgeräten. Die Funktion
umfasst die Sicherheitskontrolle, das Handling der Inhalte
und das Management der so genannten Authorised Domain. Diese
authorisierte Domain ist laut Definition die logische
Gruppierung aller CPCM-Geräte, die einem einzelnen Haushalt
gehören.
Die Idee der Authorised Domain umzusetzen, das sei der
eigentliche Grundgedanke des CPCM-Ansatzes, sagte
DRM-Experte Stefan Bechtold vom Max-Planck-Institut zur
Erforschung von Gemeinschaftsgütern. Dafür würden eine
einheitliche Sprache für die Darstellung der Urheberrechte
eingeführt und Standards für die Interoperabilität zwischen
Endgeräten sowie bezüglich der Kommunikation nach außen
gesetzt. Die Regeln für die Nutzung von Inhalten durch
diesen Haushalt sind als so genannte Usage State Information
(USI) in die CPCM-Metadaten kodiert.
Beim Grundgedanken der Authorised Domain setzt auch die
massive Kritik der EFF an. Diese würde Rechteinhabern die
Verfügungsgewalt darüber geben, welcher Haushalt für die
Nutzung legitimiert werde und welcher nicht. Die US
Bürgerrechtsorganisationen versucht seit einiger Zeit, die
Arbeiten am CPCM-Standard stärker ins Bewusstsein der
Öffentlichkeit zu bringen. Der CPCM-Standard werde, einmal
durchgesetzt, dafür sorgen, dass Nutzer kaum noch vorab
wüssten, ob ein CPCM-Gerät bestimmte Nutzungsarten zulässt.
Zudem ließen sich Rechte nachträglich widerrufen.
EFF-Mitglied Cory Doctorow warnt davor, dass der
flächendeckende Einsatz von CPCM das Ende von freier
Software sei. Die Anforderung, das System gegen jegliche
Veränderung robust zu machen, seien mit FOSS-Konzepten nicht
vereinbar. Überdies könne nationale Politik zum Urheberrecht
durch CPCM einfach ausgehebelt werden, indem
US-Kulturexporteure die politischen Spielregeln diktierten.
Die EFF will den Standard auf jeden Fall verhindern. "Das
ist," so Doctorows Meinung, "keine Spezifikation, die zu
guten Zwecken eingesetzt werden kann, Punkt." (cp/c't)